Chronik 

Jubiläumsbericht von Josef Nagel, Ehrenpräsident

100 Jahre Bienenzüchterverein Mitteltoggenburg

Im Auftrage des Bienenzüchtervereins Mitteltoggenburg habe ich die Pflicht übernommen, Ihnen, geschätzte Bienenfreunde, über die Vorkommnisse im Verein seit der Gründung bis heute Bericht zu geben. Ich stütze mich dabei hauptsächlich auf die Protokolle, welche noch alle vollzählig vorhanden sind. Sie werden sicher verstehen, dass ich nur auszugsweise berichten kann.  
Der Verfasser: Nagel Josef, Ehrenpräsident

Das erste Protokoll lautet wie folgt: - ich zitiere: Erste Versammlung des Toggenburgischen Bienenzüchtervereins in Wattwil. Schon seit längerer Zeit fühlten einige Freunde der Bienenzucht das Bedürfnis, einen Verein zu gründen. Mit rühmlichem Eifer schritt Pfarrer Wetter in Krinau voran und lud die Toggenburger Bienenfreunde nach Wattwil ein, um die Frage der Gründung eines Vereins zu besprechen.

Die Versammlung war gut besucht. Pfarrer Wetter legte in einem einlässlichen Vortrag den Zweck und das Ziel eines Bienenzüchtervereins auseinander. Unter-anderem sagte er: Ein Bienenzüchterverein sollte sich namentlich auf das Praktische verlegen, um durch handgreifliche Beweise die Gegner der neuen Zuchtmethode zu gewinnen.
An dieser Versammlung wurde als provisorische Kommission gewählt: Pfarrer Wetter in Krinau und Jakob Kaufmann, Lehrer Bunt.
Sofort schritt man zur Abfassung der ersten Statuten. In sieben Artikeln umschrieb man Zweck und Ziel des Vereins, sowie Rechte und Pflichten der Mitglieder. Drei Versammlungen sollen jährlich abgehalten werden. Jahresbeitrag: Fr. 1.-. Busse bei Nichterscheinen: Fr. -.50. Eine 3-gliederige Kommission soll auf  3 Jahre gewählt werden.
Zur Aufnahme in den Verein meldeten sich 16 Bienenzüchter. Besonders erwähnen möchte ich, dass der Vater unseres verstorbenen Ehrenpräsidenten Herr Heinrich Schmid, Oberhelfenschwil, auch bei der Gründung dabei war.

Die erste Kommission bestellte man wie folgt:
Präsident:         Herr Pfarrer Wetter
Aktuar:               Herr Jakob Kaufmann, Lehrer, Bunt
Beisitzer:           Leutnant Kuhn aus Nesslau

Bereits an dieser Versammlung erklärte Pfarrer Wetter den Mobilbau.
Im folgenden Monat wurde in Ebnat eine Versammlung abgehalten. Herr Schmid hielt ein Referat über „Die Überwinterung der Bienenvölker“. Schon damals war man der Ansicht, das Bienenvolk habe auf 6-7 grossen Waben einzuwintern, wovon es 3-4 gut besetzen soll. Heute, da wir sagen, 7-8 Waben genügen, müssen wir den damaligen Vertretern der neuen Richtung zugestehen, dass Ihre Ansichten sich als richtig erwiesen haben.
An dieser Versammlung meldeten sich wieder 4 neue Mitglieder, eines sogar aus Mogelsberg.
Die erste Hauptversammlung fand am 20. Jan. 1867 in Ebnat statt. Die Rechnungsablage, die mit Fr. 17.- Einnahmen und Fr. 14.87 Ausgaben ausgewiesen ist, zeigte, dass der junge Verein ein Vermögen von Fr. 2.13 besass, also wenigstens keine Schulden hatte.
An dieser Versammlung zeigte Pfarrer Wetter eine Gerster’sche Honigauslassmaschine oder Honigschleuder. Was das für ein Unikum war, weiss ich auch nicht. Jedenfalls bedeutete sie einen Riesen-Fortschritt für die damalige Imkerei. Damals ging die Honigernte bei den Korbimkern noch anders vor sich. Die schwersten Völker und damit die „Hüngler“ wurden abgeschwefelt, ausge-räuchert oder abgetrommelt, Honig und Brut ausgeschnitten und in der Pfanne ausgesotten.
Dass diese Methode der Auswahl der Völker zum Rückgang der Bienenhaltung führte, ist nicht wunderlich. Und die Appetitlichkeit und Reinheit des Honigs? Hätte der so gewonnene Honig die heute gebräuchliche Kontrolle bestehen können? Eine andere Honigernte war aber bei den damals gebräuchlichen Bienenwohnungen nicht gut möglich. Diese bestand in unserer Gegend aus ‚Nielenbichern‘ mit ‚Burenbalsam‘ verstrichen (ein Gemisch aus Kuhmist und Lehm). Das ergab die sogenannten „Toggenburger - Grotzenkörbe“. Auch waren die dünnwandigen Strohkörbe, die wir heute zum Fassen von Schwärmen brauchen, als Bienenwohnung bekannt.
Dass im Verein gearbeitet wurde, merkt man, wenn man liest, dass der damalige Präsident im gleichen Jahr einen Vortrag über „Das Wesen der natürlichen und künstlichen Schwärme“ hielt. Als dienlicher Übergang vom Korbbau zum Mobilbau demonstrierte man einen Untersatz zu einem Luzernerkorb vor. Luzernerkörbe sind dickwandige „Strohbicher“; rund waren sie für den starren und viereckig für den beweglichen Wabenbau; letztere für „Oberbehandlung“. Das Zeichen dafür, dass es damals schon Mobilimker gab, war, dass Pfarrer Wetter eine Honigschleuder aus Holz, sowie eine künstliche Mittelwand vorzeigte.
Anno 1868 war von Faulbrut die Rede. Man machte die Bienenhalter darauf aufmerksam, kranke und verdächtige Völker abzutöten. Sie sehen ein Radikalmittel, das vielleicht gut gewesen wäre, wenn man Wachs und Wohnung auch verbrannt hätte. Gleichzeitig sprach man von der Gründung der Schweizerischen Bienenzeitung
Schon  um 1871 schenkte man der Bienenweide die Aufmerksamkeit. Herr Pfarrer Wetter kannte 300 Pflanzen, die von den Bienen beflogen werden. Von diesen 300 Pflanzen liefern ca. 150 nur Honig, 100 Honig und Pollen, 35 nur Pollen und 15 nur Klebewachs. Die Schonung solcher Pflanzen wurde empfohlen.
Dass dazumal sich die Gemüter auch erhitzen konnten, sieht man an der heftigen Diskussion zwischen Verfechtern der alten und neuen Richtung, die an einer Versammlung im Jahre 1871 geführt wurde. Ein Zeidler, ein Imker, der für andere die Bienen besorgte, der sich schon als 5-jähriger Knabe mit Bienen abgab und eine 37-jährige Imkerpraxis hinter sich hatte, es war Herr Mäder von Mosnang, versuchte nochmals die Imkerei im Strohkorb zu empfehlen. Seine Ansichten wurden aber von den Anhängern des Mobilbaues stark widerlegt. Sie erklärten: Was man mit dem Mobilbau herauswirtschaften kann, ersieht man auf dem Stand von Berlinger, Ganterschwil.
Anno 1875 zeigte der Zuckerbäcker Brunner von Lichtensteig Honig aus verschiedenen Gegenden. Beim minderwertigsten angefangen ergab die Rangliste folgendes Bild: 1.Veltlinerhonig
2.Römerhonig
3.Deutscher Honig
4.Havannahonig
5.Honig aus Weinfelden
6.Toggenburgerhonig.
Man erkannte oder glaubte damals schon, dass unser Honig der beste sei. Anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Vereins anno 1876 hielt der Präsident einen kurzen Rückblick. Er erwähnte die vielen frohen Stunden, die sie erleben durften und dachte an die vielen Hoffnungen, die in Erfüllung oder auch nicht in Erfüllung gingen.  

Dies waren die Geschehnisse der ersten 10 Jahre. Nun möchte ich über Vereinsleben, Bienen und anderes separat berichten.